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Jagd: Jogger angeschossen

08.11.2019

Deutschland: Jogger bei Treibjagd angeschossen

wildbeimwild.com: Bei einer Treibjagd ist ein Jogger in einem Wald in Schneverdingen angeschossen worden. Der 51-Jährige sei durch einen Schuß aus einem Schrotgewehr am Bein verletzt worden, sagte ein Polizeisprecher am Sonntag.

Der Mann war im Landkreis Heidekreis in Niedersachsen auf einem öffentlich zugänglichen Weg unterwegs, auf dem Hinweisschilder auf die Jagd aufgestellt waren. Er wurde am Samstag in ein Krankenhaus gebracht. Die Polizei geht von einem Unfall aus. Noch ist unklar, wer den Schuß abgab. Ein Ermittlungsverfahren sei infolge der Treibjagd eingeleitet worden, heißt es darüber hinaus in einer Meldung der Polizei.

„Wie viele Menschen müssen noch schwer verletzt werden oder sterben, bevor die Hobbyjagd endlich verboten wird? Jahr für Jahr ereignen sich zahlreiche Tragödien, weil schiesswütige Hobbyjäger verantwortungslos in der Gegend herumballern. Es wird höchste Zeit, dass der Gesetzgeber eingreift und dem ein Ende setzt. Auch für die Waldtiere ist die Jagd regelrecht permanenter Terror.“ Nadja Michler, Fachreferentin für Wildtiere bei PETA

Rund die Hälfte der Deutschen lehnt Hobbyjagd ab

Hobby-Jäger töten nicht nur mehr als fünf Millionen Wildtiere jährlich; es ereignen sich auch immer wieder schwere Jagdunfälle. Eine in PETAs Auftrag durchgeführte repräsentative Forsa-Umfrage von 2018 bestätigt, daß mit 49 Prozent rund die Hälfte der Bundesbürger die Hobbyjagd ablehnt. Den mehr als 380.000 Hobbyjägern in Deutschland stehen nur etwa 1.000 Berufsjäger, vor allem Forstbeamte, gegenüber. In ihrer heutigen Form beinhaltet die Jagd zahlreiche grausame Praktiken, beispielsweise die Jagdhundeausbildung am lebenden Tier, die Baujagd oder die Fallenjagd, bei der jährlich viele Tiere regelrecht zerquetscht werden. Insbesondere bei Drückjagden, bei denen auch viele Menschen zu Schaden kommen, sterben laut der Tierärztlichen Vereinigung für Tierschutz bis zu zwei Drittel Prozent der Wildtiere nicht sofort. Mit zerschossenen Knochen und schweren Wunden verstecken sich die Tiere oft tagelang und sterben qualvoll.

Jagd ist aus wildbiologischer Sicht unnötig

Anerkannte Wildbiologen bestätigen, daß die Jagd aus ökologischer Sicht nicht notwendig ist. Dem renommierten Biologen Prof. Dr. Josef Reichholf zufolge müssen beispielsweise Wölfe nicht durch menschliche Jäger ersetzt werden, da sich im Wald wohnende Tierpopulationen durch Umwelteinflüsse wie Witterung, Nahrungsverfügbarkeit oder Krankheiten regulieren. Der Kanton Genf – in dem die Hobbyjagd seit über 45 Jahren verboten ist – ist nur ein Beispiel dafür. Hier reguliert sich die Natur in erster Linie selbst. Die Folge: eine hohe Artenvielfalt und gesunde, stabile Wildtierpopulationen.

Der Biologe Dr. Karl-Heinz Loske sieht in der Jagd ein überflüssiges Hobby, das der Befriedigung der Jagdlust der Jäger dient. Als er in jungen Jahren einen Jagdschein machte, wurde ihm schnell klar, daß dies nicht viel mit Natur- und Artenschutz gemein hat. Heute ist Dr. Loske ein anerkannter Experte für Landschaftsökologie, für den die Jagd aus ökologischer und moralischer Sicht nicht zu verantworten ist.

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