Sie sind hier

Die Jagd im Fadenkreuz

12.05.2014

Ist Jagd überhaupt notwendig? - diese Frage wurde letztes Wochenende in den "Salzburger Nachrichten" gestellt. Hier die wichtigsten Passagen: Ist Jagd überhaupt notwendig, oder wäre die heimische Welt auch ohne sie denkbar? Wie beispielsweise im Schweizer Kanton Genf, in dem schon 1974 ein Jagdverbot erlassen wurde. Die aktuelle Bilanz verkündete der Genfer Faunainspektor Gottlieb Dandliker: Die Biodiversität, so lobte er das Projekt, sei heute um vieles größer als zu Zeiten, in denen noch gejagt wurde. „Wir haben rund 60 Hirsche, Hunderte von Rehen und Wildschweinen, Tausende Enten. Auch seltene Arten wie Fasan oder Rebhuhn sind zurück.“ Menschliche Eingriffe in das wilde Tierleben passieren im Kanton Genf, wenn überhaupt, nur durch zehn angestellte Wildhüter, die pro Jahr 200 bis 300 Wildschweine töten. Diese überzähligen Tiere wandern aus Frankreich ein. Oder besser: Sie schwimmen ein. Wenn in Frankreich die Treibjagden stattfinden, paddeln sie um ihr Leben durch die Rhone in den Kanton Genf hinüber. Dandliker: „Das Problem sind wieder einmal nicht die Tiere, sondern die Jagd. In diesem Fall der Jagddruck im benachbarten Frankreich.“ Der deutsche Zoologe Josef Reichholf hält die These der Jäger, daß sie die ausgerotteten Raubtiere ersetzen müßten, um für "Ordnung" im Wald zu sorgen, für Jägerlatein. Nie in der Geschichte habe es eine nennenswerte Regulierung der Wildbestände durch Raubwild gegeben, sagt er. „Es waren immer Krankheiten, Kälte und Nahrungsmangel, die für eine Dezimierung sorgten. Aber genau diese Faktoren schaltet der Jäger mit seiner intensiven Fütterung heutzutage aus. Winterfütterung läßt die Zahl der Tiere ansteigen.“ Das wiederum sei der Hauptgrund für Verbißschäden an den Bäumen. Reichholf: „Durch die besondere Hege wird das Rotwild, das grundsätzlich offene Landschaften vorzieht, in die Wälder gelockt. Durch die Jagd wird es zusätzlich in die Wälder gedrückt, weil das Wild eine unnatürliche Scheu entwickelt. Als Folge leben in den Wäldern jetzt drei Mal so viele Tiere wie in Zeiten vor der gezielten Hege.“ Reichholfs provokantes Credo lautet: Der Wald wird zu einer Wildzuchtanlage. Der Jäger löst Probleme nicht, sondern ist deren Verursacher!

Tierschutz-Themen: