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Lebensplatz für Stierkalb Tommy

19.10.2018

Ein Lebensplatz für Stierkalb „Tommy“ am Gnadenhof Esternberg

Corinna M. arbeitete über den Sommer auf einer Alm und lernte dort drei Kälbchen kennen und lieben; allen drei konnte sie letztlich das Leben retten, einer davon, Tommy, ist auf unserem Gnadenhof Esternberg, OÖ untergekommen. Hier ihre berührende Geschichte:

„Wir lernen Tommy Mitte Juni auf einer Alm in Osttirol kennen, wo mein Freund Christian und ich heuer als Hirten für insgesamt 50 Kühe und Kälber verantwortlich sind. Da das Gelände zu unserer auf 1800m gelegenen Hütte sehr steil ist, fahren die Kälber mit der Materialseilbahn hinauf, so auch unser Tommy und seine Gefährtin Hanni. Sie gehören einem Bauern der Almgemeinschaft und sollten den ganzen Tag im Stall verbringen, welcher ein paar hundert Meter von unserer Hütte entfernt liegt. Dies widerstrebt uns natürlich furchtbar und wir holen uns die Erlaubnis des Bauern ein, den beiden im Mai geborenen Kälbern eine kleine Weide einzäunen zu dürfen. Nie werde ich vergessen, mit welcher Freude und Begeisterung Tommy und Hanni zum ersten Mal in ihrem Leben über die herrliche Bergwiese galoppiert, gesprungen und  immer wieder hin und her gerast sind, bis sie schließlich keine Puste mehr hatten.

Da die Mutterkuhhaltung bei vielen Landwirten nicht üblich ist, mußten wir die beiden Kälber jeden Tag zweimal mit Milch füttern. Sie taten uns wirklich leid, so ganz allein, von der restlichen Herde getrennt, denn sie brüllten am Nachmittag oft laut, wenn sie uns mit den Kühen sahen. Also faßten wir nach 2 Wochen den Beschluß, die beiden zu den restlichen Kälbern in unseren Stall zu holen! Anfangs war besonders Tommy noch recht schüchtern und mußte einige Rempler seiner größeren Artgenossen einstecken. Doch schon nach wenigen Tagen schlossen sie sich der Kälbergruppe an und erkundeten mit dieser die weiten schönen Berghänge des Defereggentals.

Ende September war die Zeit des Almabtriebs gekommen und das Herz wurde uns von Tag zu Tag schwerer in der Gewißheit, daß viele dieser wunderbaren Geschöpfe nach diesem schönen Sommer ein schweres, meist tödliches Schicksal – oft noch mit tagelangen quälenden Transporten verbunden - erleiden würden. Die traurige Realität für junge Stiere bedeutet meistens nach 5-6 Monaten Verkauf an einen Händler, Weiterverkauf an einen Mastbetrieb (oft im Ausland bis in die Türkei, Iran oder Nordafrika) und der Schächt-Tod. Außerdem werden Stiere, sollte sie der Bauer als Zucht- oder Maststier behalten, im Winter nicht mehr ins Freie gelassen, weil sie dabei an Gewicht verlieren würden.

Als ich mich von unseren Kälbern unter vielen Tränen in der Seilbahn verabschiedete, faßte ich den Entschluß, alles dafür zu tun, um wenigstens ein paar der kleinsten Stiere zu retten. In den Wochen nach der Alm versuchte ich verzweifelt, einen Platz für unseren Tommy und zwei weitere Stierkälbchen zu finden. Die Zeit drängte, denn Tommy sollte bereits Anfang Oktober an den Händler verkauft werden. Leider erhielt ich von sämtlichen Gnadenhöfen und Bauern nur Absagen... ich war verzweifelt!

Doch unser Tommy hatte ein Riesen-Glück! Der erst kürzlich erfolgte traurige Tod einer älteren Kuh am Gnadenhof Esternberg rettet sein Leben! Am 13. Oktober, einem wunderbar sonnigen Herbsttag, verabschiedet Tommy sich von seiner Freundin Hanni in Osttirol und tritt die 5 Stunden lange Fahrt nach Esternberg an. Er ist sehr aufgeregt und muht oft- weiß nicht, wie ihm geschieht... Doch als wir endlich gegen Abend unser Ziel erreichen, erwartet Tommy bereits ein Empfangs- Komitee: Die Esel scharen sich neugierig um den Anhänger, der Ziegenbock Lanzelot, Pferde, Lamas, Hühner....Sie alle bereiten Tommy einen entspannten Empfang und nach ein paar Minuten frißt und trinkt er auch schon in der feinen großen Box, in welcher es sich Tommy ein paar Tage lang gemütlich machen kann, bevor er seine Artgenossen auf der Weide kennenlernen wird!

Drei Tage vor Tommys Rettung erhalte ich außerdem die glückliche Nachricht, daß unsere ganz kleinen Stierkälber gegen Bezahlung einer Patenschaft einen Lebensplatz bei einer befreundeten Bäuerin in der Steiermark bekommen! Ich kann mich kaum halten vor Glück....

Mit dieser Geschichte möchte ich mich ganz herzlich beim großartigen Team von ANIMAL SPIRIT für seinen unermüdlichen Einsatz für das Leben und Wohl der Tiere bedanken! Weiters möchte ich mit dieser Geschichte Mut machen, daß man helfen kann, wenn man wirklich will! Auch wenn wir dadurch nicht die Welt retten werden, aber zumindest ein paar kleine Seelen...

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