Sie sind hier

Mischwesen aus Mensch und Tier

06.08.2019

spiegel.de: Mischwesen aus Mensch und Tier - Das gab es noch nie

Ein japanischer Forscher darf Mischwesen aus Tier und Mensch erzeugen und bis zur Geburt heranreifen lassen. Kritiker wittern einen "ethischen Megaverstoß". Was wirklich dahintersteckt.

Mischwesen beschäftigen die Menschheit seit jeher, waren bislang aber vor allem ein Produkt der Fantasie. Doch seit einigen Jahren arbeiten Forscher an echten Chimären aus Tier und Mensch. Die Experimente haben einen ernsten Hintergrund: Viele Menschen warten lange - manchmal zu lange - auf eine Organspende. Künftig, so die Idee, sollen neue menschliche Organe in Tieren wachsen, die dann einem Patienten in Not helfen.

Noch ist die Technik nicht so ausgereift, daß Tiere Organe bereitstellen können, die sich zur Transplantation eignen. Nun finanziert und genehmigt Japan als erster Staat weltweit ein Experiment, in dem der Forscher Hiromitsu Nakauchi Mischwesen aus Tier und Mensch bis zur Geburt heranreifen lassen will. In den meisten anderen Staaten ist das bislang verboten.

In der deutschen Politik werden die ersten Empörungsrufe laut. SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach spricht von einem "klaren ethischen Megaverstoß".

Aber worum genau geht es in den Versuchen? Was ist neu? Und handelt es sich wirklich um einen großen Skandal? Antworten auf die wichtigsten Fragen:

Was genau hat Hiromitsu Nakauchi vor?

Erstes Experiment weltweit: Japan erlaubt Geburt von Mischwesen aus Mensch und Tier

Jedoch hat Nakauchi angekündigt, das Vorhaben nur schrittweise umzusetzen. Bis eine erste Mensch-Tier-Chimäre geboren wird, dürfte also noch etwas Zeit vergehen. Ihm ist nach eigenen Angaben bewußt, daß die Versuche vielen Menschen suspekt sind. Deshalb plant er zunächst zwei zeitlich begrenzte Experimente, bei denen Ratten- und Mäuseembryonen menschliche Zellen eingesetzt werden:

Die Maus-Mensch-Embryonen sollen 14,5 Tage in einem Muttertier heranwachsen. Zur Einordnung: Mäuse tragen ihre Jungen etwa 20 Tage im Mutterleib. Nach 14,5 Tagen ist der Nachwuchs also schon weit entwickelt.

Einen ähnlichen Versuch plant der Forscher mit Ratten: Diese Mischwesen-Embryonen sollen 15,5 Tage im Muttertier wachsen dürfen. Die Tragzeit von Ratten liegt bei ungefähr 23 Tagen.

Später will Nakauchi die Technik an größeren Tieren testen. Er plant, menschliche Zellen in Schweineembryonen zu integrieren. Diese sollen sich 70 Tage im Muttertier entwickeln. Eine Sau wirft ihre Jungen üblicherweise nach ungefähr 115 Tagen. Für den Versuch braucht der Forscher jedoch eine weitere Genehmigung.

Was bringen die Experimente?

Nakauchi betreibt Grundlagenforschung. Mit seinen neuen Experimenten möchte er erst einmal herausfinden, wie gut die menschlichen Zellen überhaupt in fremden Organismen wachsen. Wenn die verwendeten Spezies - wie die Ratten und Mäuse - evolutionär weit vom Menschen entfernt sind, überleben die menschlichen Zellen meist nicht besonders lange im fremden Körper.

Das Experiment mit den Nagern ist also nur ein erster Versuch, sich dem Vorhaben zu nähern. Schließlich wären die Tiere für das Züchten echter Menschenorgane schlicht zu klein. Bis Patienten wirklich geholfen werden kann, dürften noch Jahre oder sogar Jahrzehnte vergehen.

Lesen Sie den ganzen Artikel HIER

Tierschutz-Themen: