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Neuer Fleischskandal: Separatorenfleisch ausgezeichnet!

13.05.2018

"Frontal 21": Wurst mit neun Prozent Fleischanteil ausgezeichnet

Wie gefährlich ist Separatorenfleisch? ZDF-Reporter setzen Prüfern gepanschte Ekel-Wurst vor - die vergeben Gütesiegel!

Die Sendung "Frontal 21" gründet eine Scheinfirma, läßt sich zeigen, wie bei Wurst gepanscht wird und setzt die gepanschten Produkte anschließend Qualitätsprüfern vor. FOCUS Online hat mit einem Facharzt für Innere Medizin und Gastroenterologie gesprochen, wie gefährlich Separatorenfleisch ist. Die Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG) hat eine gepanschte Wurst aus Fleischabfällen mit dem silbernen DLG-Preis prämiert. Das berichtete das ZDF-Magazin "Frontal 21" am 10. April 2018. Doch die Geflügelwurst bestand nur zu neun Prozent aus Fleisch, zu 27 Prozent aus Wasser und zu 46 Prozent aus so genanntem Separatorenfleisch. Das sind Abfälle aus der Fleischproduktion. Der vom Knochen abgepreßte Brei gilt laut Lebensmittelrecht nicht als Fleisch und muß gekennzeichnet werden. Außerdem war der Wurst ein handelsübliches Pulver aus Schlachtblutplasma beigemengt, das eine hohe Wasserzugabe kaschiert. Die Zutaten wurden gegenüber der DLG verschwiegen.

Separatorenfleisch kann Krankheiten übertragen

Wie gefährlich Separatorenfleisch ist, hat FOCUS Online Georg Krupp gefragt. Er ist Facharzt für Innere Medizin und Gastroenterologie der Radprax-Gruppe aus dem Krankenhaus Plettenberg. Der Mediziner erklärt: Durch seine Nähe zu Rückenmark, Nerven und hirnähnlichen Strukturen besteht ein erhöhtes Risiko, daß Separatorenfleisch ernste Krankheiten überträgt - etwa Erkrankungen des Gehirns oder sogenannte Slow-Virus-Erkrankungen. Auch das zur Jahrtausendwende ausgebrochene BSE, als Rinderwahn bekannt, konnten Forscher schließlich auf Separatorenfleisch von Rindern zurückführen. Seitdem ist es in der europäischen Gemeinschaft verboten, erklärt Krupp. Da Wissenschaftler bislang keinen Zusammenhang zwischen Separatorenfleisch von Schweinen oder Geflügel und den genannten Erkrankungen nachweisen konnten, ist dieses weiterhin erlaubt, aber kennzeichnungspflichtig.

Selbst ein Produkt mit einem geringen Anteil von einem Prozent Separatorenfleisch müßte einen entsprechenden Hinweis tragen. "Man kann aber davon ausgehen, daß es untergejubelt, aber nicht gekennzeichnet wird. Denn sonst würde es der Verbraucher vermutlich nicht essen wollen", schätzt Krupp. Geschmacklich gebe es für den Verbraucher keine Möglichkeit, Separatorenfleisch zu erkennen. Der Arzt warnt außerdem vor einem weiteren Risiko: Durch seinen Herstellungsprozeß hat Separatorenfleisch eine andere Oberflächenstruktur als etwa ein Stück Steak. Diese macht es anfälliger für Bakterien.

Qualitätsprüfer prämieren gepanschte Wurst

Ein DLG-Sprecher betonte, daß der Lebensmittelhersteller die Verantwortung für seine Produkte trage. Separatorenfleisch sei bei der DLG-Qualitätsprüfung von vorneherein ausgeschlossen. Warum die gepanschte Wurst nicht auffiel, sondern mit Silber prämiert wurde, konnte die DLG nicht erklären. Die Gesellschaft ist nach eigenen Angaben die führende Organisation der Land-, Agrar- und Lebensmittelwirtschaft. Sie zeichnet jährlich Lebensmittel in Gold, Silber und Bronze aus. Alle ausgezeichneten Produkte müssen Labortests sowie Zubereitungs-, Verpackungs- und Kennzeichnungsprüfungen bestehen.

Materialwert von lediglich 59 Cent pro Kilo

Nach offiziellen Angaben werden in Deutschland rund 70.000 Tonnen Separatorenfleisch pro Jahr verarbeitet. "Frontal 21" hat alle verarbeitenden Betriebe angefragt. Kein Unternehmen wollte offenlegen, in welchen Produkten der billige Fleischbrei landet. Die gepanschte, aber mit Silber prämierte Geflügelwurst hatte aufgrund des hohen Wasseranteils und des billigen Separatorenfleisches einen Materialwert von lediglich 59 Cent pro Kilo. Im Supermarkt könnte sie aber für mehr als sieben Euro über die Theke gehen, sagen Fachleute. "Frontal 21" hat die Herstellung der Wurst in einer Reportage begleitet.

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