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„Psychopathie der Jäger besser verstehen“

23.01.2017

Thema Jagd: Noch nie hatten wir auf einen Artikel auf unserer facebook-Seite so viele Zugriffe (weit über 110.000!), wie auf das in unserem letzten Newsletter aufgedeckte Fuchs-Massaker durch Lustmörder (pardon: Hobbyjäger) in Laaben, NÖ. Daher im Folgenden ein Artikel der jagdkritischen Schweizer Seite wildbeimwild.com über den Versuch, die „Psychopathie der Jäger besser zu verstehen“. Eine interessante Gegenüberstellung der oft gleichartigen Beweggründe von Jägern und Serienmördern. „Was für ein Mensch kann sich daran erfreuen, einem anderen Lebewesen das Leben zu nehmen?“

Auf den ersten Blick wirkt es vielleicht unwahrscheinlich, aber was wäre, wenn die gleiche verzerrte Psychologie, die einen Mann dazu bringt, einem Fuchs nachzujagen und ihn zu erschießen, einen Mann auch dazu bringen könnte, in ein Haus einzudringen und den Menschen darin ein Messer in den Körper zu rammen? Diese Mörder sind unter uns. Sie sind Militärbeamte, Tierärzte, Gynäkologen, Zahnärzte und leiten Pfadfindergruppen.

Serienmorde und Tierjagden sind sich erschreckend ähnlich. Der Wildtierforscher und Autor Gareth Patterson* weist darauf hin, daß sich beide Täter gerne in gewaltverherrlichenden Bildposen zeigen. Jagdzeitschriften sollen Jäger angenehm erregen und gewaltsame Fantasien der Jagd und Tötung der Beute hervorrufen. Sie sind voll von Bildern von Jägern, die triumphierend über den Tieren stehen, die sie abgeschlachtet haben. Die Botschaft dahinter ist offensichtlich: Töte etwas – oder doch eher jemanden – und auch du kannst wahre Größe erreichen.

Auf ganz ähnliche Weise holen sich Serienmörder ihre Inspiration oft aus dem Bereich der Bondage-Pornografie. Dennis Rader war besessen von Gewaltdarstellungen von Männern, die Frauen dominieren. Er befeuerte damit seine Fantasien, Frauen zu fesseln und sie anschließend zu töten. Die Fantasie wich schließlich dem wahren Leben. Und genauso erging es anderen Mördern, wie z. B. Ted Bundy.

Patterson meint, daß es beide Arten von Mördern noch mehr genießen, ihre Tötungen zu planen und die Vorfreude dadurch aufzubauen, das Opfer zu verfolgen, als den Tötungsakt an sich. Und wie oft haben Sie schon einen Jäger sagen hören: „Es geht mir mehr um die Jagd als um das Töten“? Sie beschreiben ihre Liebe zur Natur, den Moment, wenn sie die Beute zum ersten Mal sehen, wie sie das Tier aufspüren, in die Enge drängen und es dann erlegen. Vielleicht sind auch sie, wie viele Serienmörder, im Grunde süchtig nach dem Adrenalinrausch, den sie bekommen, weil sie das Schicksal ihrer Opfer in den Händen halten.

In der Schweiz gibt es z. B. einen Leiter der kantonalen Jagdbehörden (Georg Brosi aus Graubünden), der sagt: „Das macht einem ganz besonders Freude, wenn man ein Tier schießen kann, das man kennt.“ John Douglas war einer der ersten Kriminal-Profiler beim FBI. Ihm zufolge nehmen Serienmörder „Erinnerungsstücke“ ihrer Opfer mit, um ihre gewalttätigen Fantasien zeitlich zu verlängern. Einige nehmen Schmuck mit oder Haarsträhnen, andere Fotos oder Körperteile. Jäger präsentieren stolz den abgetrennten Kopf ihrer Beute an der Wand und teilen Bilder von sich – grinsend neben einem Leichnam – über die sozialen Medien.

Genau wie Serienmörder müssen sich Jäger ihren Status als Person beweisen, die die Macht über Leben und Tod besitzt. Zwischen den Jagden erinnern sich beide durch ihre Souvenirs an die Macht, die sie einst über ein anderes Lebewesen hatten.

Keiner der Mörder zeigt Reue für seine Tat – sie entschuldigen ihr Verhalten eher noch als die Erfüllung eines vagen spirituellen Bedürfnisses. Bei der Auswahl ihrer Opfer beschreiben manche Jäger eine Art „Zittern“, das sie empfinden, wenn sie das „richtige“ Tier sehen. Sie interpretieren dies gern als Botschaft der Natur, die ihnen sagt, sie sollten genau dieses Tier töten.

Sowohl der Serienmörder als auch der Jäger meint, an etwas wichtigem teilzuhaben. Auffallend häufig werden bei Serienkiller Gehirnanomalien festgestellt. Gewalt hinterläßt nach kurzer Zeit Spuren im Gehirn. Neuropsychologen bestätigen: Die Amygdala, ein Kerngebiet im Gehirn, ist bei Gewalttätern auffällig zurückgebildet oder gestört. Auch einige Serienmörder sind der Meinung, eine höhere Macht würde sie dazu bringen, eine bestimmte Person zu töten. Der Kannibale Richard Chase drückte die Türklinken der Häuser von Fremden. War die Tür verschlossen, nahm er das als Zeichen, in diesem Haus nicht willkommen zu sein und ging. Eine unverschlossene Tür war hingegen eine Einladung: Er war dafür „bestimmt“, die in dem Haus befindliche Person zu töten.

Teils gehen Jäger auch zum Mord am Menschen über. Robert Hanson – ein passionierter Jäger mit einem Wohnzimmer voller Tierköpfe, der sogar von einer Jagdzeitschrift vorgestellt wurde – kidnappte Frauen, flog sie in die Wildnis Alaskas, ließ sie dort frei und jagte sie. Warum? Weil das Jagen nicht-menschlicher Lebewesen nicht mehr aufregend genug war.

Die Jagdwaffen führen zu Mißbrauch in unser allem Sozialleben. Immer wieder kommt es zum Schußwaffensuizid, Drohungen und tödlichen Tragödien. Es gibt Studien die zeigen, daß 90 % der Gewaltverbrecher als Tierquäler oder durchs Jagen angefangen haben. Jahr für Jahr werden unzählige Menschen durch Jäger und Jägerwaffen getötet und verletzt, teilweise so schwer, daß sie im Rollstuhl sitzen oder ihnen Glieder amputiert werden müssen.

„Menschen zu töten macht so viel Spaß“, schrieb der Zodiac-Killer in einem seiner Briefe. „Es ist sogar noch besser als Wild im Wald zu töten, denn der Mensch ist das gefährlichste aller Tiere.“ Beide Arten von Mördern könnten ihre Fantasien als solche belassen. Jäger könnten Fotos anstatt tödliche Kugeln schießen. Aber beide entscheiden sich – mit Enthusiasmus – dafür, ein Leben zu nehmen, um ihr eigenes egoistisches Verlangen zu befriedigen. Sie planen ihren Blutrausch sorgsam und töten dann immer und immer wieder, ohne Aussicht auf ein Ende.

Es ist an der Zeit, daß wir die Jagd als das erkennen, was sie wirklich ist: Ein Zeitvertreib für Psychopathen. Psychopathie bezeichnet eine schwere Persönlichkeitsstörung, die bei den Betroffenen mit dem weitgehenden oder völligen Fehlen von Empathie, sozialer Verantwortung und Gewissen einhergeht. Psychopathen sind auf den ersten Blick mitunter charmant, sie verstehen es, oberflächliche Beziehungen herzustellen. Dabei können sie sehr manipulativ sein, um ihre Ziele zu erreichen. Oft mangelt es Psychopathen an langfristigen Zielen, sie sind impulsiv und verantwortungslos.

* Gareth Patterson ist bekannt für seine Arbeit mit afrikanischen Löwen. Er ist ein Umweltschützer, unabhängiger Wildtierforscher, öffentlicher Redner und Autor.

Als Kontrapunkt zu dieser oben dargestellten Psychopathie der Jäger ein kurzes Video, wie sich Liebe und Zuneigung zwischen Mensch und Wildtier (hier ein junger Fuchs) auch darstellen kann: www.youtube.com/watch?v=7lKHtNCJRcc

PS: Hier noch eine Petition gegen eine dieser sinnlosen und kontraproduktiven Fuchsjagden in Gießen, D

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