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ANIMAL SPIRIT-Newsletter vom 11.03.2018

Besuch in der "Dog Care Clinic", Sri Lanka

10.03.2018

Bericht von ANIMAL SPIRIT-Obmann Dr. Franz-Joseph Plank über den Besuch in der Dog Care Clinic (DCC), Talpe, Sri Lanka, südlich der Touristenstadt Galle, März 2018:

„Geschätzte 40 Millionen Streuner-, Straßen- oder Strandhunde leben auf der Insel Sri Lanka, südlich von Indien. Die deutsche Geschäftsfrau Marina Möbius hat es sich seit gut 10 Jahren zur Aufgabe gemacht, diesen armen Tieren, die oft an Seuchen, Verletzungen, Parasiten und Hunger leiden, so gut es geht zu helfen. Ich habe davon erfahren und bin Anfang März nach Sri Lanka geflogen, um mir dieses Projekt persönlich anzusehen: Um 10 Uhr werde ich mit einem Tuk-Tuk (Dreirad-Moped, welches fast überall in Asien als Taxi benützt wird) vom Hotel abgeholt und zur nahegelegenen Dog Care Clinic (DCC) gebracht. Gleich mein erster Eindruck ist überwältigend: Trotz der zahllosen Hunde – ca. 200 an der Zahl – herrscht überall auffallende Ordnung und Sauberkeit. Schon im Eingangsbereich werden von einem der beiden Tierärzte die ersten Kastrationen an Hündinnen durchgeführt („obere Klinik“), unterstützt von einem Assistenten. Von hier hat man auch schon einen guten Blick über die ca. eineinhalb Hektar große Anlage: Auf der Hauptklinik mit Intensivstation prangt in großen Lettern „Dog Care Clinic“, daneben sieht man verschiedene Gehege mit artgerechten Gruppenhaltungen und jeweils auch viel Grünes und Bäume. Je weiter man ins Gelände hinausgeht, desto parkähnlicher wird es regelrecht, mit vielen Palmen und tropischen Blumen.

Vor dem Haus der Gründerin, der deutschen Geschäftsfrau Marina Möbius, sieht man sogar ein blitzsauberes Swimmingpool. Auf meine Frage, wer denn darin baden würde, war die Antwort: Nur die Hunde, v.a. die behinderten, die da täglich ein paar Runden drehen dürften. Für Menschen wäre der Pool tabu…

Meine Begleiterin Babsi – ein „Import“ aus Österreich - zeigt mir noch viele weitere Gehege und viele traurige Einzelschicksale, von denen aber die überwiegende Mehrheit ein gutes Ende gefunden hat – zumindest von den Hunden in der DCC. Viele berührende Vorher-Nachher-Geschichten von schlimmen Schicksalen, die in der Klinik behandelt und geheilt werden konnten, können erzählt werden, aber leider auch etliche, wo Tiere bewußt mißhandelt worden und dann aber von der DCC gerettet worden sind. Bewundernswert nur immer, wie trotz aller Schicksale, die so mancher Hund hier durchleiden mußte, die meisten doch immer noch überaus freundlich und zutraulich den Menschen gegenüber sind…“

Tierschutz-Themen: 

Daten und Fakten zur Dog Care Clinic

10.03.2018

Daten und Fakten: Die Dog Care Clinic (DCC) hat 45 Angestellte, ein paar freiwillige Helferinnen, großteils aus Europa. Das monatliche Gesamtbudget verschlingt – auch wegen der vielen Investitionen und notwendigen Vor-und Nachkontrollen, Gratis-Behandlungen von Besitzerhunden, Impfkampagnen etc. - ca. 75.000,- €! 200 Hunde haben hier einen - meist vorübergehenden - Platz gefunden, die meisten davon sind zur Vermittlung; obwohl für viele wohl kein Platz mehr gefunden werden kann, v.a. für die schon „halbstarken“ braunen Hündinnen, denn die Leute wollen hier – wenn überhaupt – meistens nur Rüden.

Für diese "unvermittelbaren" Fälle gibt es ein besonderes Programm, nämlich für Tier UND Mensch: „DCC 50+“: Ältere Menschen, die viel Zeit aber oft wenig Geld haben (es gibt hier in Sri Lanka nämlich kein staatliches Pensionssystem) erhalten für die Übernahme und Betreuung von bis zu maximal drei Hunden von der DCC monatlich 5.000,- Rupien pro Hund (entspricht etwa 25,-€, was für hier recht viel Geld ist). Das wird von den älteren Leuten gerne angenommen, belastet aber natürlich zusätzlich das knappe Budget von DCC.

Über 80% der Gesamtkosten bestreitet Frau Möbius über ihre Firma! Die Klinik existiert seit Juni 2007, 2016 wurde sie komplett renoviert und ausgebaut. Bisher wurden über 50.000 Hunde beiden Geschlechts kastriert und mehr als 500.000 geimpft. Alle 365 Tage im Jahr werden Tiere behandelt, geimpft, kastriert und auch sonstige (Notfalls-) OPs gemacht."

Tierschutz-Themen: 

Tag 2 in der DCC, Sri Lanka

10.03.2018

„Am nächsten Tag besuche ich die DCC erneut und als erstes mache ich ein Video-Interview mit der Clinic-Managerin Babsi. Sie erzählt aus freien Stücken, wie die DCC gegründet wurde, die ersten schweren Aufbaujahre durch den unermüdlichen Einsatz von Marina Möbius bis hin zum heutigen mehr als herzeigbaren Gelände mit zwei OP-Arealen und Intensivstation sowie besonderer Betreuungsstation für die behinderten Hunde. Letztere bedeuten ja einen besonders intensiven Betreuungsaufwand und (fast) jede/r bei uns würde sich fragen, warum man nicht zumindest einige dieser meist querschnittsgelähmten oder sonst schwer behinderten Hundepatienten einfach eingeschläfert hat. Aber das verbietet quasi die hier vorherrschende buddhistische Religion, die jedes – auch das erbärmlichste – Leben als schützenswert erachtet. Diese Sichtweise hat natürlich 2 Seiten, denn sie kann - unbehandelt - auch schwerstes Leiden und Dahinsiechen bis zum langsamen Tod bedeuten. Es sei denn, es gibt die 24-Stunden-Betreuung von DCC mit täglichem Verbandswechsel und „tender loving care“…

Danach wohne ich noch der Fütterung der ca. 200 hungrigen Mäuler bei, und da zeigt sich wieder, wie perfekt alles organisiert ist: Die Hunde sind in Gruppen eingeteilt, die sich jeweils gut verstehen; falls trotzdem ein kleiner Futterneid aufkeimen sollte, sind sofort einige Helfer zur Stelle, um die aufkommenden Streite zu schlichten. Manche Hunde muß man allerdings auch getrennt in einem extra Raum füttern, weil sie entweder zu scheu oder zu aggressiv sind. Jede Gruppe weiß schon, wann sie an der Reihe ist und wartet großteils geduldig, bis sie dran kommt…

Dann wird auch noch von besorgten Singhalesen eine Gruppe winziger Welpen hereingebracht, die angeblich von ihrer Mutter verlassen worden sind (oder wollte man sie einfach nur loswerden?). Jedenfalls sind die sieben noch ziemlich verängstigt, stürzen sich aber trotzdem gleich auf das angebotene Futter. Sie werden hier erst mal aufgepäppelt und dann wird versucht, für diese sieben gute Plätze zu finden - als Welpen haben sie immerhin noch ganz gute Chancen…“

Tierschutz-Themen: 

Dog Care Clinic -3

10.03.2018

Tag drei: „Am darauffolgenden Tag kann ich mit dem täglichen Einsatzteam der Hundefänger mitfahren (d.h. ich fahre in einem angemieteten Tuk-Tuk hinterher, weil im Hunde-three-wheeler kein extra Platz ist). Insgesamt werden 2 „Fuhren“ (mit gesamt 8 Hunden!) unternommen, die alle am selben Tag noch kastriert und – so sie sonst gesund sind – nach der Aufwachphase auch wieder in ihr ursprüngliches Revier entlassen werden - eine gut bewährte Methode von seriösen Streunerhunde-Organisationen. Die beiden Hundefänger sind wahre Profis in ihrem „Geschäft“, nur daß es eben kein Geschäft ist – wie z.B. in Rumänien, wo Hundefänger saftige Prämien erhalten für Hunde, die dann in staatlichen „Tierheimen“ grausamst ermordet werden. Hier mag das Einfangen zwar am Anfang etwas „brutal“ aussehen, weil die Hunde ja erstens oft sehr scheu sind, zweitens sie nicht wissen, was mit ihnen geschieht und drittens der Fang-Casher auch nicht die feinste „englische Art“ darstellt, dafür aber sehr effizient ist!

Aber es geht dann immer alles sehr schnell, jahrelange Routine eben: entweder gehen sie zu einem Haus, wo ein „Besitzerhund“ frei herumläuft oder an einer schrecklich kurzen Kette angebunden ist; hier geht es noch relativ leicht mit dem Einfangen. Schwieriger ist es, wenn die Hunde, die oft schon diesen speziellen Tuk-Tuk kennen und daher besonders mißtrauisch reagieren, frei herumlaufen und keine Anstalten machen, sich angreifen zu lassen. Aber die beiden „Profis“ meistern auch das erstaunlich schnell und checken in Sekundenschnelle die Lage: Trächtige oder säugende Hündinnen werden natürlich verschont, dann alle, die – als Zeichen ihrer bereits früher erfolgten Kastration – ein abgezwicktes Ohrspitzerl haben und auch solche, wo ein Einfangen in halbwegs vernünftiger Zeit unrealistisch erscheint. Oft steigen sie aber gar nicht aus dem Tuk-Tuk aus, sondern lauern nur mit dem Casher – und sobald ein Hund vorbeiläuft, ist er auch schon im Netz. Gleich danach wird die bereits vorbereitete Beruhigungsspritze verabreicht, damit der Streß und Transport zum DCC nicht allzu schlimm wird.

Dort angekommen geht wieder alles sehr schnell, die Hunde werden kurz gewogen, in den Vorbereitungsraum gebracht, die Einschlafnarkose verabreicht und dann geht’s auch schon auf den OP-Tisch, wo die beiden Tierärzte bereits auf ihre „Patienten“ warten. Alles in allem dauert die OP max. eine Stunde, bei Rüden noch weniger, dann kommen sie in die Aufwachbox und werden wie gesagt noch am selben Tag in ihr angestammtes Revier zurückgebracht. Hier erholen sie sich und haben danach viel weniger Streß mit immer mehr - unerwünschten - Nachwuchs produzieren zu müssen, was die Population insgesamt viel entspannter und auch gesünder werden läßt. Letzteres kann man leicht beobachten, wenn man die Population in der Gegend im Umkreis von 25 km von Galle beobachtet und die in anderen Regionen Sri Lankas. Somit ein langfristiger, sichtbarer Erfolg der 11-jährigen Bemühungen von Marina Möbius und dem Team von DCC. Wir haben daher beschlossen, eines unserer nächsten mailings ganz diesem Thema zu widmen und dann dieses vorbildliche Projekt mit unseren bescheidenen Möglichkeiten zu unterstützen!“

Tierschutz-Themen: 

Datum: 

Sonntag, 11. März 2018