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Jagd: Entgegnung von Ulrich Dittmann zum Artikel „Immer mehr Frauen gehen auf die Jagd“ von Anna Busch in „Prisma“ Nr. 40

24.10.2016

Siehe auch https://wolodja51.wordpress.com

Werte “Prisma”-Redaktion, ein in fesches Lodengrün gestecktes Weiblein und ein treuherzig blickender Vierbeiner sollen in diesem nach artiger Hofberichterstatter-Manier  zusammengebastelten augenwischenden Beitrag dem unbedarften Leser  Sympathie für das Jagdgeschehen aufzwängen. Ist Schreiberin Anna Busch auch der grünen Zunft zugehörig? Doch die grünen „Hobby-Heger und Pfleger“ ziehen keinesfalls Häslein und Rehlein schützend durch den Wald. „Der Jäger liebt die Natur wie der Vergewaltiger sein Opfer“ artikulierte es ohne Schönfärberei Buchautorin Karin Hutter schon in ihrem Buch „Ein Reh hat Augen wie ein sechzehnjähriges Mädchen“, auf den Punkt. Und da wollen Emanzen natürlich auch nicht nachstehen.

Man blättere doch nur einmal in Jagdzeitschriften oder klicke Jägerforen an: Da stellen sich jedem, dessen Gefühls- und Empathie-Empfinden nicht  total mit Hornhaut überwachsen ist, die Haare zu Berge. Jagd ist nun mal ein ständiger, brutaler Eingriff in das Gleichgewicht der Natur – ein die Umwelt schädigendes, schlimmes Überbleibsel unbewältigter Neandertaler-Mentalität. Der seinen Killerinstinkt mittlerweile beherrschende Normalbürger steht verständnislos vor dieser mit viel Brimborium verbrämten Lust am Töten. Zu dem gebetsmühlenartigen Gebrabbel der grünen Lodenträger „Jagd ist gelebter Artenschutz“ noch folgende Feststellung: Der anerkannte Biologe Prof. Dr. Josef Reichhoff kam bei seinen Forschungen (!) zu dem Ergebnis, daß die Jagd – nach der industriellen Landwirtschaft – der „Artenfeind Nr.2″(!) ist!

„Wir jagen, weil es uns Freude macht, und was wir Hege nennen, ist blanker Eigennutz, gelegentlich Freßneid. Wir wollen den Habicht nicht fangen, weil uns die armen Fasanen leid tun, weil wir ihnen das ewige Leben wünschen. Wir wollen Habicht, Wiesel, Fuchs und Co. nur ans Leder, weil wir deren Beuteanteile selbst schlagen und kröpfen wollen.“ So Bruno Hespeler, Jagdautor, in „Raubwild heute“. So ist das mit der edlen Jägerzunft: „Gewehr in der Hand, Hund an der Seite, dies verleiht dem Waidmann das Gefühl der Macht über Leben und Tod. Jäger haben im Gegensatz zu nicht jagenden Menschen ein großes Machtstreben, sie sind aggressiver und sadistischer. In Ermangelung anderer Bestätigungen findet der Jäger im Jagen persönlichen Stolz, Erfüllung und Selbstbestätigung“ – nachzulesen in der Dokumentation „Die Sache mit dem Waidwerk“ von Dr. Horst Hagen. Dem ist nichts hinzuzufügen.

Ja, es ist schon schlimm, welch üble Fehler der liebe Gott bei seiner Schöpfung gemacht hat und neben bösartigem, konkurrierenden „Raubzeug“, wie Füchsen, streunenden Hunden und Katzen, Grünzeug äsendem Rehwild, gar auch wühlende Wildschweine und andere störende Tiere schuf. All dieses Versagen muß die edle „Dornen“-Krone der Schöpfung im grünen Rock, nun mühsam mit Fallen, Schießeisen und über 1500 Tonnen Blei und Eisen jährlich ausbügeln. Mit im Jagdfieber zitternder Hand, werden so Tiere „angeschweißt“, krüppelig geschossen, sterben qualvoll mit zerfetzten Läufen und durchlöchertem Torso oft erst nach Wochen oder Monaten – keinesfalls bleiben die Tiere alle wunschgemäß „im Feuer“ liegen. “Wir Jäger sind begnadete Menschen” formulierte so einst auch in überwältigend bescheidener Selbsteinschätzung Jagdautor Fritz von Forell. Für diese lodengrün gewandeten, begnadeten Auserwählten übertrifft wohl nur noch ihre Lust am Töten der Tiere die Freude am vermeintlich so exorbitanten Wert ihres eigenen Menschdaseins.

Der ganzen üblen Problematik des Jagdgeschehens wäre mittelfristig wohl nur durch die Einführung von Berufsjägern zu begegnen, die Jagen nicht als Hobby und zum Lustgewinn betreiben. Von einem ethischen Handeln, das alle – auch die tierische – Mitgeschöpflichkeit grundsätzlich einschließt, kann man bedauerlicherweise nur träumen – denn: “Was nützt alle geschriebene Weisheit, wenn der Empfänger sie nicht liest, sie nicht versteht, sie nicht verstehen kann und nicht verstehen will. Jeder Geist ist dem unsichtbar, der keinen hat und jeder kann nur soviel Geist wahrnehmen, wie er intellektuelle Kapazität und Redlichkeit besitzt.” (Dr. Gunter Bleibohm)

Und Fakt ist leider auch: Je dümmer ein Mensch, um so weniger erkennt er die Intelligenz und Leidensfähigkeit der Tiere – und gegen Dummheit kämpfen bekanntlich selbst die Götter vergeblich an. Ansonsten gilt weiterhin: Die Erde ächzt unter einer gigantischen, pestartigen Vermehrung der Spezies Mensch: Die täglich um 200.000 Individuen wachsende „Dornenkrone der Schöpfung“ hat die Erde zu einem einzigen gigantischen Friedhof gemacht. Es starben und sterben zu viele wertvolle tierische Mitgeschöpfe durch die Hand gewissen- und gedankenloser Menschen. Für die Tiere hat der Teufel keinen Klumpfuß und keine Hörner, sondern eine Menschenfratze.

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