Sie sind hier

Sozialethiker Remele fordert neue christliche Tierethik

10.04.2016

ORF.at: Der Grazer Theologe Kut Remele präsentiert am 14. April sein neues Buch „Die Würde des Tieres ist unantastbar“. Darin wendet er sich gegen einen „despotischen Anthropozentrismus“, der Leid von Tieren ausblendet. Für die Abkehr von der „weitgehenden Nichtbeachtung der Tiere durch die christlichen Kirchen“ und eine neue christliche Tierethik tritt der Grazer Sozialethiker Kurt Remele in seinem jüngst erschienenen Buch ein. Es stellt ein engagiertes Plädoyer gegen jedes unnötige Töten von Tieren und gegen den auch von Papst Franziskus kritisierten Herrschaftsanspruch dar, der den Menschen als verfügungsberechtigt gegenüber allen Mitgeschöpfen betrachtet und deren Leid ausblendet. Theorie und Praxis klaffen auseinander. Bis heute hätten akademische Theologie und kirchliche Praxis den vom Papst in Frage gestellten Herrschafts- oder Unterwerfungsauftrag in der Bibel „nicht wirklich hinter sich gelassen“. Man könne heute zwar häufig „salbungsvolle Sonntagspredigten“ über die Schönheit und Gutheit der Schöpfung Gottes hören und über die menschliche Verantwortung, sie zu erhalten, „aber nach dem Hochamt setzt man sich im Pfarr- oder Gasthaus zusammen und ißt den Sonntagsbraten, der in der Regel von Tieren stammt, die ihr kurzes und qualvolles Leben in Tierfabriken verbracht haben“, ärgerte sich der auf vegane Ernährung umgestiegene Grazer Theologe. Hat sich Jesus nicht auch von Fleisch und von Fisch ernährt? Diese Frage ist nach den Worten Remeles bibelwissenschaftlich nicht eindeutig beantwortbar - und vor allem: zweitrangig. Wie sich Jesus vor 2000 Jahren ernährt hat, kann nach der Überzeugung des Sozialethikers „nicht entscheidend sein für unser heutiges Ernährungsverhalten“. Vielmehr verlangt sei ein genauer Blick auf die Zeichen der Zeit. Laut Remele spricht viel dafür, daß Jesus angesichts der modernen Massentierhaltung „heute Vegetarier oder wahrscheinlich sogar Veganer wäre“. "Das Herz ist nur eines, und die gleiche Erbärmlichkeit, die dazu führt, ein Tier zu mißhandeln, zeigt sich unverzüglich auch in der Beziehung zu anderen Menschen. Jegliche Grausamkeit gegenüber irgendeinem Geschöpf ‚widerspricht der Würde des Menschen‘ . Wir können uns nicht als große Liebende betrachten, wenn wir irgendeinen Teil der Wirklichkeit aus unseren Interessen ausschließen."

Tierschutz-Themen: